Steinhausen-Haus
Wolfsgangstrasse 152
60322 Frankfurt
069/5972326
Das Steinhausen-Haus gehört zu einer Künstlersiedlung, die in den 1880er Jahren von dem Frankfurter Architekten Simon Ravenstein am damaligen Stadtrand Frankfurts erbaut wurde. Haus und Garten des Steinhausen-Hauses sind mit Hilfe der Stadt Frankfurt am Main 1986/87 renoviert worden und weitgehend unverändert geblieben. Zu besichtigen sind in zwei Räumen im Erdgeschoss Gemälde, Familienbilder und Landschaften; im Treppenhaus Porträtstudien und im obersten Stock das Atelier mit verschiedenen Werken sowie im Nebenzimmer das Archiv.
Wilhelm Steinhausen (1846 - 1924) beginnt 1866 in Berlin ein Kunststudium, das er bald in Karlsruhe fortsetzt. Dort begegnet er Hans Thoma (1839 - 1924) und eine lebenslange Freundschaft entwickelt sich. Im November 1876 kommt Steinhausen nach Frankfurt am Main und hier sollte er auch bleiben. Der Architekt Ravenstein hatte Steinhausen und Hans Thoma angeboten, neuerbaute Gebäude durch Wandmalereien künstlerisch auszugestalten (sie standen meist im Westend, 1943/45 im Krieg zerstört). 1880 heiratete Steinhausen seine langjährige Verlobte Ida Wöhler aus Berlin. Die Familie Wilhelm Steinhausen zieht 1885 in das neue Haus in Frankfurt ein: die Eltern mit zwei kleinen Kindern, zu denen später noch vier weitere Geschwister kommen. Im Nebenhaus wohnt Hans Thoma. Alle Mitglieder der großen Familie spielen im Werk des Malers und Zeichners eine große Rolle. Viele dieser Arbeiten sind in der Dauerausstellung des Steinhausen-Hauses zu betrachten.
Nicht zuletzt wegen seiner Vielseitigkeit war Wilhelm Steinhausen in der Frankfurter Künstlerschaft sehr angesehen. Ihm wurden viele Ehrungen zuteil, u.a. der Preußische Professorentitel und der theologische Ehrendoktor der Universität Halle. Besonders gefördert wurde der Künstler von der Frankfurter Sifterin Rose Livingston.
Durch seine Vielseitigkeit ist Steinhausen kunstgeschichtlich nur schwer einzuordnen. Die ersten Jahre in Frankfurt sind vor allem Wandmalereien gewidmet. Größere Aufträge religiösen Inhalts führen den Maler und oft auch seine Familie nach auswärts (Wernigerode im Harz, St. Veit bei Wien u.a.). Auch in Frankfurt kommen solche Aufträge zustande. Bemerkenswert sind hier vor allem die Ausmalung der Aula des heutigen Heinrich von Gagern-Gymnasiums (1887/88 renoviert) mit der Gegenüberstellung eines antiken und eines christlichen Lehrprogramms und die Ausmalung der Sachsenhäuser Lukaskirche, die im Krieg zerstört wurde. Die Entwürfe sind glücklicherweise vollständig erhalten.
Zwischen den großen Aufträgen und Gemälden liegen zahlreiche Porträtzeichnungen, überwiegend von erheblichem Reiz, von denen sehr gute Fotokopien im Treppenhaus des Steinhausen-Hauses ausgestellt sind. Dazu kommen eindrucksvolle Kleinzeichnungen, märchenhaft und humorvoll, wie etwa Tanzkarten, aber auch ernstere Illustrationen, wie etwa die des sehr bekannt gewordenen Frankfurter Gesangbuches.
Das Werk Wilhelm Steinhausens spiegelt eine sehr persönlich aufgefaßte Religiosität, die sich gegenüber der Überlieferung der Nazarener, wie auch den ursprünglich Steinhausen sehr beeinflussenden Zeichnungen von Ludwig Richter, immer mehr verselbständigt und realistische Züge annimmt. Die Landschaftsgemälde zeigen eine tiefe Naturverbundenheit.
Sein vielfältiges Werk, zu dem auch Schriften gehören, ist durch starke persönliche Beziehungen gekennzeichnet. Die Freundschaft mit Hans Thoma und der Briefwechsel zwischen den beiden Künstlern, wie auch manche Zeichnung des jeweils anderen, sind hierfür eindrucksvolle Zeugnisse.
Die Steinhausen-Stiftung wurde von Rose Steinhausen 1978, einige Jahre vor ihrem Tod begründet und wird ehrenamtlich verwaltet. Der Tochter des Malers ist es zu danken, daß das Haus auch durch die schwierigen Zeiten 1945 mit seinen Schätzen bewahrt geblieben und heutigen Besuchern zugänglich ist.
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